Der ultimative Leitfaden zum Autofahren mit Behinderung – 2021

Vorbemerkung

Wie in praktisch allen Lebenslagen gilt auch hier: Wissen ist Macht. Im Folgenden finden Sie zehn Fragen, die Sie mit besonderer Aufmerksamkeit durchgehen sollten. Treffen Sie keine Kaufentscheidungen, bevor Sie sich die Antworten auf diese Fragen nicht gründlich überlegt haben.

10 Fragen zum Einstieg:

1. Wie ist die Gesetzeslage in Ihrem Land? Wer darf fahren und welche Umrüstungen sind zulässig? (Schritt 1: Informieren Sie sich!)
2. Müssen Sie erneut eine Fahrprüfung ablegen, nachdem Ihr Fahrzeug umgerüstet oder eine bestehende Umrüstung modifiziert wurde? (Schritt 1: Informieren Sie sich!)
3. Stehen Ihnen in irgendeiner Form finanzielle Beihilfen zu? (Schritt 1: Informieren Sie sich!)
4. Was hält Sie derzeit vom Autofahren ab? (Schritt 2: Schätzen Sie Ihre Situation ein!)
5. Welche Umrüstungen benötigen Sie, um Auto fahren zu können? (Schritt 2: Schätzen Sie Ihre Situation ein!)
6. Wie wird sich Ihre Situation in Zukunft voraussichtlich entwickeln? Leiden Sie an einer fortschreitenden Behinderung? Benötigen Sie künftig mehr Unterstützung? (Schritt 2: Schätzen Sie Ihre Situation ein!)
7. Probieren Sie unbedingt mehrere Lösungen oder Produkte aus und entscheiden Sie sich dann für die Variante, die für Sie am besten funktioniert. (Schritt 3: Erst testen, dann kaufen!)
8. Welche Umrüstungen sind erforderlich, um gegebenenfalls eine Mobilitätshilfe wie zum Beispiel einen Rollstuhl oder ein Elektromobil transportieren zu können? (Schritt 3: Erst testen, dann kaufen!)
9. Sind die Umrüstungen in Ihrem Fahrzeug zukunftsfähig? Kann man sie beispielsweise auch in Ihr nächstes Fahrzeug einbauen? (Schritt 3: Erst testen, dann kaufen!)
10. Welches Fahrzeug erfüllt Ihre Bedürfnisse am besten? Können Sie Ihr vorhandenes Fahrzeug weiter nutzen oder benötigen Sie ein neues? (Schritt 3: Erst testen, dann kaufen!)

Schritt 1 
Informieren Sie sich!

Wie bereits erwähnt, gilt auch hier: Wissen ist Macht. Allerdings ist nichts überall auf der Welt gleich. Daher sind konkrete Ratschläge zu diesen Fragen schwierig. Es gibt jedoch Menschen, die Ihnen jederzeit gerne helfen, und das sind die Fachleute für Fahrzeugumrüstungen.

So zynisch es vielleicht klingt, diese Fachleute haben ein finanzielles Interesse daran, Ihnen zu helfen, und gerade das macht sie zu hervorragenden Partnern und Beratern auf Ihrem Weg zum unabhängigen, selbstständigen Autofahren.

Sie befassen sich tagtäglich mit Fahrzeugumrüstungen und haben eine Fülle von Wissen, das sie nur zu gern mit Ihnen teilen. Sie wissen, an wen Sie sich wenden müssen, seien es Verkehrsbehörden, Gutachtenstellen, Förderinstitutionen oder Fahrschulen.

Wenn Sie nicht wissen, wo Sie Fachleute für Fahrzeugumrüstungen finden, können Sie sich unter folgender Adresse informieren.

Bevor Sie weitere Schritte unternehmen, sollten Sie folgende Fragen abklären:

• Ist das Fahren mit einem umgerüsteten Fahrzeug für Sie gesetzlich zulässig?
• An welche Behörden müssen Sie sich wenden?
• Welche finanziellen Beihilfen stehen Ihnen zu?
• An welche Gutachtenstellen können Sie sich wenden?
• Wo bekommen Sie die Genehmigung zur Nutzung von Behindertenparkplätzen?

Schritt 2 
Beurteilung

Für die Beurteilung der Fahrtauglichkeit sind unterschiedliche Stellen zuständig, beispielsweise Ergotherapeuten oder Experten für das Autofahren mit Behinderung. In einigen Teilen der Welt führen spezialisierte Gutachtenstellen oder Fachleute für Fahrzeugumrüstungen die Beurteilung durch.

Aber ganz gleich, an wen Sie sich für die Beurteilung Ihrer Fahrtauglichkeit wenden müssen – dieser Schritt ist von entscheidender Bedeutung für den gesamten Ablauf, denn daraus ergibt sich, welche Modifikationen an Ihrem Fahrzeug durchgeführt werden müssen, damit Sie es fahren dürfen.

Bevor Sie weitere Schritte unternehmen, sollten Sie folgende Fragen abklären:

• Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit Sie fahren dürfen?
• Wenn Sie an einer fortschreitenden Behinderung leiden, decken die vorgenommenen Umrüstungen auch Ihren künftigen Bedarf ab?
• Welches Fahrzeug passt am besten zu Ihren Bedürfnissen und den Mobilitätsprodukten, die Sie benötigen?

Schritt 3 
Erst testen, dann kaufen!

Mit etwas Glück können Sie ein umgerüstetes Fahrzeug vielleicht sogar direkt an der Gutachtenstelle ausprobieren. Weitere hervorragende Ansprechpartner, um vor dem Kauf verschiedene Lösungen auszuprobieren, sind Fachleute für Fahrzeugumrüstungen vor Ort. Diese können Ihnen in der Regel zumindest einige Umrüstlösungen zum Ausprobieren zur Verfügung stellen.

Wenn Sie wissen möchten, welche Lösungen bei behinderten Autofahrern generell am beliebtesten sind, empfehlen wir Ihnen folgende Artikel:

• Behindertengerechte Autositze
• Beschleunigen und Bremsen
• Lenkung und sekundäre Steuerelemente
• Mitführen von Mobilitätshilfen

Bevor Sie weitere Schritte unternehmen, sollten Sie folgende Fragen abklären:

• Mit welcher Lösung kommen Sie am besten zurecht?
• Was ist mit Ihrem Rollstuhl? Sind zusätzliche Umrüstungen erforderlich, um Ihren Rollstuhl, Ihr Elektromobil oder Ihren Elektrorollstuhl leichter ein- und ausladen zu können?
• Können Sie die gewählte Umrüstlösung bei Bedarf auch in Ihr nächstes Fahrzeug einbauen lassen? Dies ist vielleicht nicht die entscheidende Frage, aber aus finanziellen Gründen auf jeden Fall eine Überlegung wert.
• Wenn Sie bereits ein Fahrzeug besitzen, kann die Umrüstlösung in dieses Fahrzeug eingebaut werden?

Schritt 4 
Fahren lernen

Sobald Sie wissen, welche Umrüstlösungen Sie benötigen, um überhaupt fahren zu können bzw. zu dürfen, ist es an der Zeit, fahren zu lernen. Spätestens jetzt sollten Sie mit der Suche nach einer geeigneten Fahrschule beginnen. Auch dabei sind Fachleute für Fahrzeugumrüstungen geeignete Ansprechpartner und können Ihnen wahrscheinlich gleich mehrere Fahrschulen nennen.

Bevor Sie weitere Schritte unternehmen, sollten Sie folgende Fragen abklären:

• Kann die Fahrschule Ihnen ein Fahrzeug zur Verfügung stellen? Oder benötigen Sie ein eigenes Fahrzeug?

Schritt 5 
Fahrzeugumrüstung

Jetzt, da Sie wissen, welche Umrüstungen an Ihrem Fahrzeug erforderlich sind, können Sie diese von kompetenten Fachleuten vornehmen lassen. Die Umrüstung eines Fahrzeugs kann je nach Umfang der erforderlichen Umbauten zwischen einem Tag und mehreren Monaten dauern.

Rechnen Sie damit, zum Anpassen der Umbauten mehrmals in die Werkstatt gebeten zu werden. Dabei passen die Techniker die eingebauten Umrüstlösungen individuell an Ihre Bedürfnisse an.

Schritt 6 
Verkehrsbehörden

Bevor Sie Ihr Auto mit nach Hause nehmen können, steht möglicherweise die Abnahme durch die örtliche Verkehrsbehörde an. In manchen Ländern übernimmt das die Fahrzeugumrüstfirma und kümmert sich gleichzeitig um alle nötigen Unterlagen und Bescheinigungen. In anderen Ländern müssen Sie sich möglicherweise selbst um alles kümmern.

Sprechen Sie Ihre Fahrzeugumrüstfirma darauf an – dort hilft man Ihnen gern.

Schritt 7 
Wartungsintervalle

Die passenden Umrüstungen ermöglichen Ihnen das Autofahren. Aus diesem Grund müssen die Umrüstungen in Ihrem Fahrzeug gut gepflegt werden. Je nach Art der Umrüstungen gelten Wartungsintervalle von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren. In der Zwischenzeit ist es auf jeden Fall ratsam, die Umrüstungen immer so sauber wie möglich zu halten.

Wenn Sie proaktiv vorgehen möchten, buchen Sie Ihren ersten Wartungstermin sofort, wenn Sie Ihr neu umgerüstetes Fahrzeug in Empfang nehmen. Dann brauchen Sie später nicht mehr an eine rechtzeitige Terminvereinbarung zu denken.

Gute Fahrt!

Wir hoffen, dass Ihnen dieser Leitfaden auf Ihrem Weg zum unabhängigen, selbstständigen Autofahren das nötige Grundwissen vermitteln konnte.

Vielen Dank für Ihr Interesse!