Kent Jensen lebt mit seiner Frau, zwei Kindern und zwei Hunden auf dem Land in der Nähe der schwedischen Stadt Göteborg. Er ist gern draußen und aktives Mitglied des Bartträger-Vereins „Beard – A Lifestyle“. 2006 wurde bei ihm rheumatoide Arthritis diagnostiziert. Er schaffte es zunächst noch, sich auf Krücken fortzubewegen, ist nun aber seit vier Jahren an den Rollstuhl gefesselt. Vor etwas mehr als einem Jahr hat er für sein Auto einen Chair Topper gekauft und bereitet sich aktuell auf die Jägerprüfung vor.
- „Vor dem Chair Topper war mein Leben ganz anders“, erzählt Kent. „Wenn ich meine Tochter zur Vorschule brachte, musste sie von den Lehrern draußen am Tor in Empfang genommen werden. Heute kann ich sie hineinbegleiten, so wie alle anderen Eltern auch. Mit dem Chair Topper bin ich auf niemand anderen mehr angewiesen. Ich kann raus!“
Kent bezeichnet den Sommer 2014 als seinen absoluten Tiefpunkt. Er besaß weder einen Rollstuhl noch eine Rampe oder ein Auto. Er war mehr oder weniger Gefangener in seinem eigenen Wohnzimmer. Er konnte nur am Fenster sitzen und seinen Kindern beim Spiel mit dem Rasensprenger zusehen. Laut seiner eigenen Aussage hat ihn dieser Sommer zu dem Naturliebhaber gemacht, der er heute ist. Heute ist er mehr oder weniger den ganzen Tag über draußen, wenn er nicht gerade seine Kinder zur Schule fährt oder von dort wieder abholt. Man findet ihn entweder auf dem Quad im Wald oder im Rollstuhl im heimischen Garten – aber stets in Begleitung seiner beiden Hunde.
Seine Familie ist Kent sehr wichtig, was sich insbesondere dann zeigt, wenn er über die Unterstützung spricht, die er von ihr erfährt.
- „Ich habe Glück, so eine fantastische Familie zu haben. Mein älterer Sohn hilft mir bei allen schweren Tätigkeiten rund um das Haus, z. B. beim Rasenmähen, und meine Frau übernimmt anfallende Zimmerarbeiten. Sie war es, die mir geraten hat, einen Zuschuss für den Autokauf zu beantragen, und sie ermutigt mich auch, positiv zu denken. Ohne sie hätte ich niemals die Denkweise angenommen: ‚Nichts ist unmöglich!‘“
Ein Großteil des Familienlebens besteht natürlich darin, dass man zusammen ist und gemeinsam etwas tut. Dazu gehören alltägliche Dinge wie der Lebensmitteleinkauf. Aber als der Rollstuhl zur unumstößlichen Tatsache wurde, konnte Kent die Familie nicht länger zum Einkaufen begleiten. Es war einfach kein Platz für den Rollstuhl. Heute ist das Leben der Familie Jensen ganz anders.
- „Ich bin beim Einkaufen wahrscheinlich keine große Hilfe, aber zumindest dabei“, erzählt Kent.
Er beschreibt, welche Freiheit es ihm gibt, wieder spontan sein zu können. Er kann z. B. seine Eltern im Nachbarbezirk besuchen. Früher hatte der Rollstuhl wegen des übrigen Gepäcks keinen Platz, und Kents Mutter musste für jeden Familienbesuch einen Rollstuhl mieten.
- „Spontane Besuche waren einfach nicht möglich. Heute heben wir den Rollstuhl einfach aufs Autodach, und los geht‘s. Ich kann nur schwer beschreiben, was das für einen gewaltigen Unterschied macht. Es ist, als hätte ich zwei neue Beine, die mich überall dorthin tragen, wo ich hinwill. Es ist ... Freiheit. Mit diesem Wort lässt es sich wirklich am besten beschreiben. Freiheit.“
Neben dem üppigen Bart ist das auffälligste Merkmal an Kent sein unerschütterlicher Optimismus.
- „Ich habe beschlossen, die Jägerprüfung zu machen. Niemand hier jagt Füchse, Dachse oder Wildschweine. Ich möchte meinen Teil beitragen und bei der Regulierung des lokalen Wildbestands helfen. Ich bin auf diese Idee gekommen, als ich hörte, dass man eine Erlaubnis für die Jagd von einem Fahrzeug – z. B. einem Quad – bekommen kann. Für die Schießprüfung habe ich einen barrierefreien Schießplatz nicht weit von hier gefunden. Momentan lerne ich zuhause die Theorie und werde die zugehörige Prüfung in diesem Herbst ablegen. Kommenden Frühling absolviere ich die Schießprüfung, und dann bin ich fertig.“